Studiengang für Protestantische Theologie
Lucian Blaga Universität Sibiu - Hermannstadt
Post: RO 550024 Sibiu, Bul. Victoriei Nr. 40
Kontakt: Monika Brandsch
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Aktuelle Nachrichten
[8.1.2024]
Professor Dr. Hermann Pitters verstorben
Der am 23.12.2023 im Alter von 91. verstorbene Dr. Hermann Pitters wirkte zwischen 1960 und 1998 als Dozent, bzw. Professor für Kirchengeschichte am Institut für Protestantische Theologie in Hermannstadt. Er war als "der größte Freund der Studenten" bekannt und seine unermüdliche Bereitschaft StudentInnen zu motivieren hat uns alle überwältigt. Unvergesslich sind die kunsthistorischen Studienreisen, die Prof. Pitters zum wissenschaftlichen Begleiter hatten. Seine Begeisterung für die kirchliche Kunst war ansteckend. Er konnte sich in die Beschauung der Flügelaltäre vertiefen und sie lebhaft beschreiben, dabei entstanden Ausrufe wie "Das ist kolossal", oder "Ai, Kinder, ist das schön", die uns die Studienreisen und die Gestalt des Kirchen- und Kunsthistorikers unvergesslich machten. Er ruhe sanft!
[8.11.2023]
"DIGITALISIERUNG UND KÜNSTLICHE INTELLIGENZ: WERDEN WIR MENSCHEN ÜBERFLÜSSIG?"
Wir lande herzlich zum Vortrag am 8.11.2023, 10:30 von Bischof a. D. Dr. Martin Hein (Kassel) im Festsaal unseren Hauses. Die Technik für eine Online-Übertragung wird bald zur Verfügung stehen.
[28.9.2023]
Eröffnung des Wintersemesters 2023/4
Am 2.10.2023. 09:00 findet die feierliche Eröffnung des Wintersemesters 2023/4 im Festsaal unseres Hauses statt. Wir haben die Freude fünf neue Student*innen im ersten Studienjahr begrüßen zu dürfen. Vivat academia!
Wir laden herzlich am 15.10.2023, 18:00 Uhr zum Eröffnungsgottesdienst in den Festsaal ein. Es predigt Bischof Reinhard Guib. Die akademische Rede hält Dr. Eveline Cioflec.
[30.8.2023]
Aufnahmeprüfung Herbst 2023
Die Aufnahmeprüfung für das Studienjahr (Winter- und Sommersemester) 2023/24 findet zwischen dem 4. und 9.9.2023 statt. Die Anmeldung erfolgt durch das Portal admitere.ulbsibiu.ro. Wir weisen darauf hin, dass unser Studiengang "Protestantische Theologie auf Pfarramt" (Teologie protestanta pastorala) heißt und ist Teil des Departements für Geschichte, Denkmal und Protestantische Theologie (Departamentul de Istorie, Patrimoniu si Teologie Protestanta) der Fakultät für Sozial- und Geisteswissenschaften (Facultatea de Stiinte Socio-Umane - FSSU) an der Lucian-Blaga-Universität in Sibiu/Hermannstadt. Die Absolvent*innen werden einen staatlich, überall innerhalb der EU anerkannten BA-Abschluss erhalten.
Viel Erfolg!
[30.6.-1.7.2023]
„Dies Academicus“ zum Thema der Predigt in der säkularen Welt
Wie kann und soll man in einem immer stärker digitalisiertem Zeitalter predigen? Braucht es überhaupt noch den Prediger als solchen, oder wird ChatGPT in Zukunft diese Rolle übernehmen? In der Frage nach der Rolle der Predigt in der säkularen Welt schwingt natürlich auch die nach Rolle und Notwendigkeit der Kirche mit. Dieser Fragestellung stellte sich der dritte Dies Academicus des Studiengangs für Protestantische Theologie an der Lucian Blaga-Universität Hermannstadt/Sibiu, welcher in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Evangelische Theologie Ost (ZETO) organisiert wurde. Der diesjährige Dies Academicus fand am 30. Juni und 1. Juli 2023 am Sitz des Studiengangs in der Schewisgasse/Strada Victoriei Nr. 40 statt und hatte zum Thema: „Reden von Gott – Predigt in einer säkularen Welt“.
In seiner Begrüßung erinnerte Pfr. Gerhard Servatius-Depner, Leiter des ZETO, ausgehend von den Worten des Apostels Paulus, dass wir uns nicht selber predigen, sowie daran, dass die Predigt immer in Verbindung mit dem lebendigen Wort Gottes steht und sie dadurch eine Begegnung mit demselben darstellt. Die säkulare Komponente wurde von Dr. Stefan Tobler, Leiter des Studiengangs für Protestantische Theologie, in seiner Ansprache hervorgehoben: „Die Welt ist mit der Zeitdauer, dem saeculum, verbunden, also ist die Welt nichts anders als säkular“ – daher steht die Predigt auch in der säkularen Welt, denn „der Mensch ist nicht nur in dieser Welt, sondern Teil der Welt.“Der erste Vortrag der Veranstaltung gehörte Dr. Ulrich Wien (Landau) und trug den Titel: „Începem cu o pauză – die reformatorische Predigt“. Die im Titel erwähnte notwendige Pause erklärte Dr. Wien: „...in der Predigt soll Jesus sprechen, nicht der Predigende.“ In seinem Vortrag stellte Dr. Wien einleitend das Predigtverständnis der Reformatoren vor: Die Predigt ist lebendiges Wort des Evangeliums, sie ist biblisch begründet und gesamtbiblisch polyvalent, sie ist auf Jesus zentriert und gesellschaftlich relevant. Um die Kraft, welche die Reformatoren in der Predigt sahen, zu veranschaulichen zitierte Ulrich Wien den bekannten Lutherspruch: „Man soll auf der Kanzel die Zitzen herausziehen und das Volk mit Milch tränken“, um anschließend dieses mit einem Zitat von Heinrich Bullinger noch stärker zu unterstreichen: „Die Predigt von Gottes Wort ist Gottes Wort.“
In dem Hauptteil seines Vortrages stellte Dr. Wien Damasus Dürr als siebenbürgische Predigerpersönlichkeit vor. Durch sein Studium in Wittenberg hatte Dürr das Predigtverständnis der deutschen Reformatoren in seinen Predigten aufgenommen, überliefert ist uns eine Sammlung von 47 Predigten, in Kleinpold/Apoldu de Jos angewandt. Dürr verstand die Predigt als Gottes Reden zur Gemeinde. Die Schwerpunkte seiner christozentrischen Predigten waren: Reue, Buße, Sündenvergebung, Rechtfertigung, aber auch der ländliche Alltag.
Der zweite Tag des Dies Academicus wurde mit dem Vortrag des aus Wien angereisten Theologen Dr. Ludomir Batka: „Die Kraft (aus) der Predigt“ eröffnet. Batka definierte die Predigt als „Glaubensrede“, daher ist sie ein effektives und wirksames Wort der Offenbarung Gottes, was nur durch den Heiligen Geist möglich ist. Der Heilige Geist bleibe auch die conditio sine qua non, weswegen ChatGPT nie eine wirkliche Predigt hervorbringen könne. Die Predigt kann nicht atheologisch sein, so Batka, was aber nicht dazu führen soll, dass sie zum theologischen Traktat wird, doch ohne Theologie wäre jede Predigt zu schwach. Zu beachten wäre, dass weder Predigt, noch Theologie, am Zeitgeist vorbei gehen dürfen.
Mit dem Vortrag von Dr. Carmen Schuster, Landeskirchenkuratorin der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, wechselte die Perspektive der Veranstaltung von der Warte der Theologen auf die Ebene der weltlichen Kirchenmitglieder. Für Carmen Schuster bleibt die zentrale Frage, die sich jeder Prediger stellen muss: Spricht man die Leute an oder predigt man an ihnen vorbei? Die Predigt kann und soll nahe an den Themen der Gemeinde bleiben. Man muss aus dem Kontext heraus predigen, in dem man sich befindet, nicht von der Kanzel herab, sondern zwischen den Menschen verankert sein. In einer zeitgenössischen Formulierung ausgedrückt erklärte Dr. Schuster: „Man muss mehr von dem Zielpublikum her denken, was aber im Allgemeinen auch ein stärkeres interdisziplinäres Denken verlangt.“ Der akademische Teil der Veranstaltung wurde von einer Podiumsdiskussion mit dem Titel: „Wie gelingt es der heutigen Predigt, die Herzen anzusprechen?“abgeschlossen. An der von Pfr. Gerhard Servatius-Depner moderierten Diskussion waren als Gäste Dr. Gerhild Rudolf (Leiterin des „Friedrich Teutsch“-Kultur- und Begegnungszentrums), Dr. Eveline Cioflec (Lehrbeauftragte für Philosophie an der Lucian Blaga-Universität) und Beatrice Ungar (Chefredakteurin der Hermannstädter Zeitung) eingeladen. Mehr als eine Stunde wurde locker, aber lebhaft diskutiert, ob die Predigt das Herz oder eher den Verstand anzusprechen habe. Einig war man sich, dass die Predigt und ihr Wirken nicht außerhalb des gottesdienstlichen Kontextes gesehen werden dürfe, da der Gottesdienst in seiner Gesamtheit das Herz und das seelische Empfinden anspricht. Die Predigt solle „nicht über den Glauben reden, sondern Glauben sein“ so Dr. Gerhild Rudolf, wobei diese „so bildlich wie die Gleichnisse Jesu Christi“ sein sollte. Zugleich ginge es in der Predigt nicht immer in erster Linie um das was, sondern auch um das wie: „Lachen ist nicht verboten. Auch nicht in der Predigt“ erklärte Beatrice Ungar. Dr. Eveline Cioflec unterstrich die gemeinsame Erfahrung als Grundlage für das Predigterlebnis: „Erst nachdem der Raum des gemeinsamen Handelns geschaffen wurde, kann die Stille für das Hören des Wortes geschaffen werden.“ Abgeschlossen wurde der Dies Academicus mit dem Abschlussgottesdienst des Theologischen Institutes in der Johannis-Kirche. Im Rahmen desselben wurde auch Mihai Udrea als Absolvent des Studiengangs verabschiedet.
Roger Pârvu, adz.ro
[27.5-2.6.2023]
Seminarwoche mit Dozierenden und Studierenden aus Hannover
In Hermannstadt, im Herzen Siebenbürgens, fand eine bemerkenswerte Veranstaltung statt. Der Studiengang für Protestantische Theologie an der Lucian-Blaga-Universität in Hermannstadt, in Zusammenarbeit und der das Institut für Evangelische Theologie an der renommierten Leibniz Universität Hannover haben ein außergewöhnliches Seminar veranstaltet. Unter dem Titel „Vereint im Geist? Konfessionelle Identität und der Heilige Geist“ versammelten wir uns in den Räumlichkeiten des Hermannstädter Theologischen Instituts und veranstalteten ein Seminar, welches zur Einheit in der Ökumene einlud.
Es war ein Samstag, der 27. Mai, als unsere Gäste aus Hannover – eine Gruppe leidenschaftlicher Studierender und erlesener Dozenten – in Hermannstadt ankamen. Der erste Abend, geprägt von Begegnungen und Gesprächen, bot eine reichhaltige Auswahl an Pizza und Getränken – eine ausgelassene Stimmung, die sowohl den Geist als auch den Körper nährte.
Am darauffolgenden Sonntag wurden die Gäste dann in die evangelische Stadtpfarrkirche A.B. von Hermannstadt eingeladen. Der Schwerpunkt des Pfingstgottesdienstes war die Bedeutung des Heiligen Geistes lag, anhand von 1. Korinther 2,12-16. Eine passende Bibelstelle, die die Kernaussage des ökumenischen Seminars enthält: „Wir aber haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, dass wir wissen können, was uns von Gott gegeben ist.“
So beginnt die Geschichte unseres Seminars – vereint im Geist, vereint in der Liebe zur Theologie, und vereint in der Feier des Pfingstfestes. Ein Ausdruck der Gemeinschaft, die, wie Paulus in Epheser 4,3-6 schreibt, die Einheit des Geistes durch das Band des Friedens zu wahren versucht: „Und seid fleißig, zu halten die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens: ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid auf einerlei Hoffnung eurer Berufung; ein HERR, ein Glaube, eine Taufe; ein Gott und Vater unser aller, der da ist über euch allen und durch euch alle und in euch allen.“
Die theologisch-intellektuelle Reise im Rahmen unseres Seminars begann am Montagvormittag, als wir uns mit dem alttestamentlichen Verständnis des Heiligen Geistes, auch rûaḥ (רוּחַ) genannt, auseinandersetzten. Unter der fachkundigen Anleitung von Dr. Johannes Klein tauchten wir in das Alte Testament ein und begannen, die vielfältigen Nuancen und Bedeutungen dieses göttlichen Atems zu verstehen.
Nachmittags, unter der Führung von Anna-Lena Senk und Jan-Philip Tegtmeier, verschob sich unser Fokus auf das Neue Testament, wo wir das Konzept des Heiligen Geistes, oder πνεῦμα (pneûma), weiter untersuchten. Diese Diskussion zeigte uns eine Veränderung in der Wahrnehmung des Heiligen Geistes: Von einer zeitweiligen und selektiven Präsenz im Alten Testament, die auf bestimmte Personen zu bestimmten Zeiten wirkt – oft um Führung und Kraft für spezifische Aufgaben, jedoch auch mit einem starken Fokus auf Schöpfung, Weisheit und Führung – zu einer konstanten, allgegenwärtigen Kraft im Neuen Testament, die alle Gläubigen erfüllt und sie zur Erlösung und Heiligung führt.
Diese biblischen Studien waren jedoch nicht das Einzige, was unseren Tag erfüllte. Eine Radtour nach Michelsberg trug zur besonderen Atmosphäre bei, indem sie uns die Möglichkeit gab, die Pracht Siebenbürgens in all ihrer natürlichen Schönheit zu bewundern. Bei unserer Ankunft erwartete uns die beeindruckende Kirchenburg von Michelsberg, ein historisches Denkmal, das die Zeiten überdauert hat. Diese Erfahrung, gepaart mit unseren Studien, erinnerte uns an Jesaja 40,31: „Aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, daß sie auffahren mit Flügeln wie Adler, daß sie laufen und nicht matt werden, daß sie wandeln und nicht müde werden.“. So war unser erster Tag sowohl eine geistige Reise als auch eine physische – eine Kombination, die unsere Wertschätzung für die wunderbare Schöpfung und die göttliche Weisheit, die sie durchdringt, vertiefte.
Der Dienstag brachte eine tiefergehende Erforschung des Heiligen Geistes in den Mittelpunkt unserer Arbeit. Unter der Leitung von Dr. András Bándi tauchten wir in die kirchengeschichtlichen Aspekte der Pneumatologie ein, beginnend mit dem Verständnis der Alten Kirche und den konzeptionellen Feinheiten, die das Heilige Geist-Verständnis dieser Epoche prägten.
Wir diskutierten über Origenes und seine Hypostasenlehre, Athanasius und sein Verständnis der Gottheit des Heiligen Geistes. Nach einer kurzen Pause schwenkten wir zu Augustinus und seiner Aufnahme des Filioque über. Unser kirchengeschichtlicher Überblick führte uns schließlich zu Luther, Zwingli, Calvin und anderen einflussreichen Theologen, die alle ihre eigenen Ansichten über die Natur und Rolle des Heiligen Geistes hatten.
Am Dienstagnachmittag bot uns der wissenschaftliche Mitarbeiter aus Hannover, Jan-Philip Tegtmeier eine moderne, dogmatische Interpretation des Heiligen Geistes anhand des Verständnisses von Martin Laube. Der Göttinger Systematiker geht über die traditionellen schöpfungstheologischen und soteriologischen Ansätze hinaus und legt den Fokus auf das „in nos“ und das alltägliche Leben. Der Heilige Geist wird als kommunikatives Medium durch Sozialität, Medialität und Kreativität verstanden. Darüber hinaus wurde durch Jan-Philip Tegtmeier eine „exotischere“ Perspektive eines konzeptuellen Heiligen Geistes in verschiedenen Kulturen und Religionen beleuchtet.
Mit einem interessanten Kontrast zwischen der theologiegeschichtlichen Perspektive, die die Schwierigkeiten aufzeigt, sich dem Thema der Natur und Rolle des Heiligen Geistes zu nähern, und gegenwärtigen, gewagten Positionen, die durchaus Potential haben, endete der Dienstag.
Es erinnerte uns daran, dass, wie Paulus in 1. Korinther 12,4-6 schrieb: „Es sind mancherlei Gaben; aber es ist ein Geist. Und es sind mancherlei Ämter; aber es ist ein Herr. Und es sind mancherlei Kräfte; aber es ist ein Gott, der da wirket alles in allem.“. Egal wie wir den Heiligen Geist verstehen, seine Präsenz bleibt konstant und seine Auswirkungen vielfältig.
Am Mittwoch näherten wir uns dem Heiligen Geist aus einer ökumenischen Perspektive. Unter der Anleitung von Dr. Stefan Tobler wurden wir mit einer besonderen Aufgabe betraut: ein kurzes Gebet zu verfassen, das den Heiligen Geist hervorhebt. Es war faszinierend zu sehen, wie einige von uns den Heiligen Geist ausgehend von Vater oder Sohn beschrieben, während andere sich direkt an den Heiligen Geist wandten.
Die Feier der Eucharistie wurde anschließend ausgehend von den Lima-Texten dargestellt. Wir diskutierten die Bedeutung von Epiklesen in der Abendmahlliturgie, basierend auf den Arbeiten von Tom van Eijk und anderen Gelehrten. Wir erhielten Beispiele für Epiklesen in der Abendmahlliturgie aus verschiedenen Traditionen, darunter aus der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien und den reformierten Kirchen der Schweiz.
Darüber hinaus gab uns Dr. Alexandru Ioniță Einblicke in die Bedeutung des Heiligen Geistes in der orthodoxen Kirche. Er führte uns durch den liturgischen Gottesdienst und zeigte uns den liturgischen Wortteil und den eucharistischen Liturgieteil. Er stellte uns die Gebete und gesungenen Texte vor und wies darauf hin, dass diese Texte für uns fremd erscheinen könnten, da sie aus den ersten Jahrhunderten stammen.
Die gesamte Liturgie der orthodoxen Kirche ist auf den Heiligen Gott ausgerichtet, wobei die Gläubigen als „lebendige Opfer“ in Erscheinung treten, wie es Paulus in Römer 12,1 formulierte. Dr. Alexandru Ioniță betonte die Unterscheidung zwischen der Musik, die wir in der Pfingstkirche hören, und der byzantinischen Musik, die er als Psaltikee beschrieb. Durch diese Musik wirkt der Heilige Geist in uns, wie ein andauerndes „sacrificium continuum“ oder ein ständiges Heiligmachen durch Handeln, was auch das Beten und die Musik einschließt.
Diese Perspektive bot einen kontrastreichen Blick auf unsere eigene musikalische Praxis, in der Musik als weltliches Element dient und als unser Versuch gesehen wird, durch Gesangbuchlieder mit Gott in Dialog zu treten. Auch in unserem liturgischen Teil ist es eine Zusammenarbeit zwischen Pfarrerinnen, Pfarrern und der Gemeinde. Dr. Alexandru Ioniță präsentierte uns Gebete und Lieder und sorgte für eine besondere Atmosphäre.
Dieser Tag zeigte uns deutlich, dass wir im Licht der Ökumene sehr viel voneinander lernen können, da wir, unabhängig von unseren unterschiedlichen Traditionen, teil des einen Körpers Christi sind, denn durch einen Geist wurden wir alle zu einem Leib getauft, wie Paulus in 1. Korinther 12,13 schrieb.
Am Donnerstag unternahmen wir eine Bustour durch die zauberhafte Landschaft Siebenbürgens, wobei wir die beeindruckenden Kirchenburgen und vieles mehr besichtigen konnten. Es war ein echtes Eintauchen in das sächsische Erbe und die ökumenische Atmosphäre von Orthodoxie, Katholizismus und Protestantismus, die sich in Rumänien auf „pragmatischer Ebene“ harmonisch und friedlich offenbart. Die Dörfer standen als perfekte Beispiele für Gemeinschaften, in denen Konfession, Ethnie und dergleichen keine Rolle spielen. Hier wird Paulus Aufruf in Römer 12,15 zum Leben erweckt: „Freut euch mit den Fröhlichen, und weint mit den Weinenden.“
Am Freitag, nach einer Woche intensiver Reflexion und Erfahrung, verabschiedeten wir uns von unseren Gästen. Insgesamt war diese Woche ein aufregendes Abenteuer. Das Vertiefen des Verständnisses des Wesens und der Rolle des Heiligen Geistes ist eine unvermeidliche Aufgabe, auch wenn sie zu kontroversen Diskussionen führen kann. Die Frage nach der Identität und Funktion des Heiligen Geistes führt uns unweigerlich zur Trinitätslehre und ihren Auswirkungen auf das christliche Leben und Denken.
Meiner Meinung nach haben wir nicht nur gelernt, dass der Heilige Geist eine Frage der intellektuellen Auseinandersetzung ist, sondern auch eine Frage der Glaubenspraxis. Der Heilige Geist ist von zentraler Bedeutung für das christliche Leben, und ein tieferes Verständnis seiner Rolle und Funktion kann dazu beitragen, unseren Glauben zu vertiefen und unsere Praxis zu bereichern. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir manchmal nicht mit unseren „natürlichen Augen“ sehen können, sondern nur mit unserer „geistigen Brille“, die uns Zugang zum Geheimnis des Heiligen Geistes gewährt.
Diese Woche hat uns gezeigt, dass es noch viel zu entdecken und zu lernen gibt, und es hat uns ermutigt, weiterhin offen und neugierig zu bleiben. Es hat uns daran erinnert, dass die Einheit im Geist nicht nur eine theologische Idee ist, sondern eine lebendige Realität, die uns dazu aufruft, eines Geistes, einer Liebe und einer Meinung zu sein (Phil. 2,2), während wir weiterhin die Fülle des Geheimnisses Gottes erforschen.
stud. theol. Mihai Udrea (Hermannstadt)
[25.5.2023]
Pilgern auf den Spuren der Hutterer
Jason Stahl und Paul Hofer, - zwei junge Hutterer - nehmen ihre Pilgerreise wieder auf. Sie pilgern auf der Route ihrer Vorfahren aus der Schweiz in die Ukraine. Heute starten sie aus Tschechien und haben vor in diesem Sommer über die Slowakei und Ungarn nach Rumänien zu gelangen. Ihre Pilgerschaft kann über https://derhuttererweg.com/ verfolgt werden. Gottes Segen und gutes Gelingen!
[20.02.2023]
Bachelor-Prüfung
Vergangene Woche, am 14.2. und 16.2.2023 haben drei unserer AbsolventInnen die Bachelor-Prüfung erfolgreich abgelegt.
Herzlichen Glückwunsch!